Actions

VAL Dehydratationsprophylaxe

From

Revision as of 10:09, 6 February 2019 by Admin (talk | contribs)



Pflegestandard Verfahrensanleitung (VAL)
Bezeichnung Dehydratationsprophylaxe
Problembeschreibung

Definition

Dehydratation ist die Abnahme des Körperwassers aufgrund einer zu geringen Flüssigkeitszufuhr. Es kommt zu einer Austrocknung des Körpers und Störungen des Stoffwechsels. Anzeichen für eine bestehende Deydratation sind: trockener Mund, belegte Zunge, schlaffe u. trockene Haut, Konzentrationsschwäche bis hin zu Verwirrtheitszuständen, Antriebslosigkeit, Obstipation.



Allgemeines

  • Bei alten Menschen ist häufig das Durstgefühl reduziert
  • Der Flüssigkeitsbedarf kann krankheitsbedingt erhöht sein, z.B. bei Fieber
  • Pro aufgenommene kcal werden etwa 0,33 ml Flüssigkeit aufgenommen
  • Der Risikoausschluss erfolgt mittels pflegefachlicher Einschätzung

(Initialassessment mittels Risikomatrix)

  • Bei jedem Bewohner wird bei Einzug zur Analyse des Trinkverhaltens für 3 Tage ein Trinkprotokoll geführt, um ein Dehydratationsrisiko zu Beginn des pflegerischen Auftrags auszuschließen, vgl. Dokumentationshandbuch
  • Darüber hinaus erfolgt eine Analyse der aufgenommenen Tagestrinkmengen im Verlauf des pflegerischen Auftrags mittels Trinkprotokolls bei:
  • Selbstversorgungsdefizit
  • Diskontinuierlichem (wechselhaftem) Trinkverhalten
  • Als Indikation für ein dauerhaft zu führendes Trinkprotokoll gelten:
  • Gefahr einer durchschnittlichen Tagestrinkmenge deutlich unter dem individuellen Bedarf (vgl. Trinkmengenbedarf)
  • Vorliegen einer ärztlich angeordneten Mindesttrinkmenge
  • Vorliegen einer ärztlichen Anordnung zu Maßnahmen bei Nichterreichen der Mindesttrinkmenge
  • Die SIS muss bei jedem Bewohner das Ess- und Trinkverhalten, die Vorlieben und Abneigungen, und den Hilfebedarf bei der Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme abbilden
  • Wenn mittels Initialassessment eine Deyhdratationsgefahr nicht ausgeschlossen werden kann, wird diese in der SIS benannt und eine Dehydratationsprophylaxe geplant
Pflegemaßnahmen

Maßnahmen

  • Durchführung eines Initialassessment und ggf. Differentialassessment (vgl. Dokumentationshandbuch) ' zur Ermittlung des Risikos für Flüssigkeitsmangel / Dehydratationsgefahr
  • ggf. Fallbesprechung zur Ursachenforschung durchführen
  • Trinkprotokoll führen (vgl. Dokumentationshandbuch)
  • Individuellen Flüssigkeitsbedarf / Trinkmengenbedarf ermitteln (s. u.)
  • Trinkplan anlegen zur Deckung des individuellen Trinkmengenbedarfs
  • Schriftliche Information an den Arzt, ggf. Mindesttrinkmenge definieren lassen
  • Getränke in Reichweite halten
  • ggf. geeignete Hilfsmittel anbieten, z.B. Strohhalm, Trinkhilfe
  • individuell passende pflegerische Unterstützung beim Trinken z.B. bei jedem pflegerischen Kontakt Getränke anbieten / reichen
  • Vermehrt flüssige Speisen anbieten
  • biografische Informationen zum früheren Trinkverhalten in der SIS benennen / Gewohnheiten / Vorlieben / Abneigungen benennen
  • bei Unterschreitung der angestrebten Trinkmenge schriftliche Information an den Arzt
  • bei Unterschreitung der Mindesttrinkmenge Maßnahmen gemäß ärztlicher Anordnung ergreifen, z.B. Anlegen einer s.c. Infusion zur Flüssigkeitssubstitution
  • Information und Beratung des Bewohners zu seiner individuelle ermittelten optimalen Tagestrinkmenge



Berechnung des individuellen Flüssigkeitsbedarfs / Tag:

für die ersten 10 kg Körpergewicht je kg 100ml

+ für die zweiten 10 kg Körpergewicht je kg 50ml

+ für jedes weitere kg Körpergewicht 15ml

= Flüssigkeitsbedarf / Tag



Beispiel: Körpergewicht 60 kg

10 x 100ml = 1000ml

10 x 50 ml = 500ml

40 x 15ml = 600ml

2100ml = Flüssigkeitsbedarf / Tag



Berechnung der individuellen Trinkmenge / Tag:

  • Errechnen des individuellen Kalorienbedarfs = Summe a
  • Summe a x 0,33ml = Summe b
  • individueller Flüssigkeitsbedarf / Tag – Summe b = Trinkmengenbedarf / Tag



Beispiel: 1. Kalorienbedarf = 1900 kcal

2. 1900 x 0,33ml = 627ml

3. 2100ml – 627ml = 1473ml = Trinkmengenbedarf / Tag