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Ziel
- Integration des neuen Bewohners in das neue soziale Umfeld
- Reduzierung psychischer Belastungen im Zusammenhang mit dem Einzug
- Sicherstellung einer bedarfs- und bedürfnisgerechten Versorgung von Beginn an
- Schaffung einer Vertrauensbasis durch das Angebot eines „engen Vertrauten“ seitens des Pflegeteams
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Definition
Alte Menschen erleben den Umzug in eine vollstationäre Pflegeeinrichtung meist als ein einschneidendes Lebensereignis mit zahlreichen Verlusterfahrungen. Die Einzugsphase ist häufig von Angst und Verlustgefühlen gekennzeichnet, die u.a. die Autonomie, Privatheit, persönliche Gegenstände und auch den Verlust von sozialen Kontakten umfassen können. Vor diesem Hintergrund ist die Unterstützung des neuen Bewohners bei der Bewältigung dieser Übergangssituation besonders wichtig. Wissenschaftliche Studien zeigen, dass zu Beginn des pflegerischen Auftrags viele Fragen des Bewohners nicht adressiert werden (also nicht gestellt werden), obwohl Gesprächsangebote vorhanden sind. Für viele Bewohner ist nicht klar, an wen sie sich wenden können mit ihren Fragen, obwohl die Zuständigkeit innerhalb der Organisation klar geregelt ist. Eine nicht oder nur begrenzt gelungene Eingewöhnung kann psychische Folgen (wie z.B. depressive Stimmungslagen) und Gesundheitsprobleme nach sich ziehen (z.B. erhöhte Sturzhäufigkeit, Gewichtsverlust u.ä.). Es bedarf deshalb individuell passender verstärkter Unterstützung des Bewohners in dieser vulnerablen Phase.
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Verantwortlich
- Bezugspflegefachkraft
- Bezugspflegeassistent
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Allgemeines
Bei Einzug des Bewohners wird nach dem Erstkontakt durch die Wohnbereichsleitung eine Bezugspflegekraft bestimmt, die über die gesamte Einzugs-, Eingewöhnungs- und Integrationsphase für den Bewohner zuständig ist („enge Vertraute“).Für die erfolgreiche und belastungsarme Eingewöhnung relevant erscheinen: die Durchschaubarkeit der Strukturen in einer Pflegeeinrichtung, die Beeinflussung / Beeinflussbarkeit von Entscheidungen durch den Bewohner, die Information / Beratung des Bewohners bei Veränderungen und erfahrungsgemäß neben einem vertrauten Wohnumfeld (eigenes Mobiliar & persönliche Gegenstände) die Möglichkeit, bisherige Gewohnheiten beibehalten zu können.Integrationsgespräch ist definiert als ein dokumentiertes Gespräch, das geplant und ausdrücklich zu dem Zweck geführt wurde, das Einleben des Bewohners in der Einrichtung gemeinsam mit ihm oder einer Bezugsperson zu besprechen. Dabei soll es darum gehen, zu erfahren, ob der Bewohner zufrieden mit dem Angebot der Einrichtung ist oder ob er spezielle Wünsche und Fragen im Hinblick auf die pflegerische Versorgung oder andere Aspekte des Alltags hat, ggf. geäußerte Kritik und Maßnahmen oder Vereinbarungen zur Verbesserung werden ebenfalls erfasst
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Durchführung
Vorbereitung
- Erstellung einer Informationsmappe für den Bewohner
- Gespräch mit dem zukünftigem Bewohner und ggf. dessen Angehörigen
- Bei Bedarf und auf Wunsch Besuch in der Häuslichkeit durch die Pflegedienstleitung
- Abwicklung der verwaltungstechnischen Formalitäten (Heimvertrag)
- Klärung des Grad der Selbständigkeit des neuen Bewohners (Pflegegrad)
- Terminabsprache für den Einzug treffen
- Abklärung, was der neue Bewohner mitbringen möchte
- Bei Bedarf Unterstützung beim Umzug & Transfer organisieren
- Information über den Einzug an die PDL, das zuständige Pflegeteam, Soziale Betreuung sowie den Hausmeister und die Hauswirtschaft bezüglich der entsprechenden Vorbereitung des Bewohnerzimmers
- Vorbereitung des Bewohnerzimmers (Namensschild etc.)
- Kleinen Blumenstrauß hinstellen
Durchführung
1. Schritt
- Empfang und Begrüßung des neuen Bewohners im Eingangsbereich
- Begleitung in den vorgesehenen Wohnbereich
- Empfang, Begrüßung und Aufnahme des neuen Bewohners in den Wohnbereich durchdie zuständige Pflegekraft und Begleitung ins Zimmer
- Vorstellen des neuen Bewohners bei Doppelzimmerbelegung
- Hilfestellung beim Auspacken anbieten, nach aktuellen Wünschen/Bedürfnissen fragen
- Bestimmung der Bezugspflegekraft
2. Schritt
- Entgegennahme der mitgebrachten Medikamente (sofern der Bewohner diese nicht selbst verwaltet) und an die Einrichtung adressierte Papiere, ggf. Krankenversicherungskarte (sofern der Bewohner diese nicht selbst verwalten möchte)
- Mitgebrachte Medikamente und bewohnereigene Hilfs- und Pflegemittel namentlich beschriften (sofern der Bewohner dies wünscht und Verwechslungsgefahr besteht).
- Medikamente im Medikamentenschrank ins beschriftete Bewohnerfach einsortieren.
- Medikamente stellen, ggf. beim Hausarzt nachbestellen und Blister bei der Apotheke anfordern
- Hausarzt telefonisch über den Einzug informieren, ggf. ärztliche Anordnungen entgegennehmen, Termin für Hausbesuch vereinbaren
3. Schritt
- Gespräch mit dem Bewohner über Wünsche, Befürchtungen, Besonderheiten, Gewohnheiten und den bisher gewohnten Tagesablauf, Erkenntnisse in der SIS dokumentieren, Risikomatrix durchführen (ggf. Pflegefachkraft hinzuziehen)
- Begleitung zum ersten Essen in der Wohnküche; Sitzplatz auswählen lassen und ggf. den Tischnachbarn / die Tischgemeinschaft vorstellen
- Im Laufe des ersten Tages den neuen Bewohner mit den Räumlichkeiten des Zimmers und dem Wohnbereich vertraut machen & Kontakt halten
- Wichtige Einrichtungsgegenstände zeigen und erklären (Schwesternrufanlage, Licht, ggf. Telefon etc.), Hilfe beim Einsortieren der persönlichen Dinge
- Information über Orientierungshilfen (z.B. Farbgestaltung des Wohnbereichs)
- mit den Örtlichkeiten des Hauses vertraut machen
- Eingehen auf Fragen des neuen Bewohners
4. Schritt
- Erste Maßnahmenplanung anlegen und Eintragen der schon gesammelten Informationen (ggf. Pflegefachkraft hinzuziehen)
- ggf. Fallbesprechung zum Pflegebedarf durchführen (ggf. Pflegefachkraft hinzuziehen)
5. Schritt
- Fragen, ob persönliche Dinge wie z.B. Bilder, Spiegel etc., angebracht werden sollen -> ggf. Hausmeister informieren!
- Überprüfen, ob der Bewohner die Benutzung der wichtigen Einrichtungsgegenstände (Schwesternrufanlage) verstanden hat und entsprechend nutzen kann
- Bewohner über Betreuungs- und Beschäftigungsangebote, Friseur, Fußpflege etc. informieren und Bewohner dorthin begleiten
6. Schritt
- Erstellen einer individuellen Maßnahmenplanung (ggf. Pflegefachkraft hinzuziehen) gem. Vorgabe des Dokumentationshandbuchs (Kap. D.1.1)
7. Schritt
- Die Bezugspflegekraft hält einen engen täglichen Kontakt mit dem neuen Bewohner, fragt wie es geht, was heute passiert ist, was fehlt und welche Fragen unbeantwortet sind.NachbereitungNach der 2. und 6. Woche erfolgt ein Integrationsgespräch mit dem Bewohner zur Einzugssituation und zum erreichten Stand der Eingewöhnung und Wohlbefinden (s. FO Integrationsgespräch). Bei Bedarf wird eine Fallbesprechung durchgeführt, die ggf. bestehende Verbesserung der subjektiven Situation des Bewohners zum Thema hat. Das Integrationsgespräch wird durch die Bezugspflegekraft geführt, ggf. mit Unterstützung durch eine Pflegefachkraft. Angehörige können auf Wunsch des Bewohners in das Gespräch einbezogen werden.
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Dokumentation
- Checkliste Einzug & Integration
- Integrationsgespräch
- SIS
- Maßnahmenplanung
- Pflegebericht
- Fallbesprechungsprotokoll
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Literatur
- Wingenfeld,, K. (2011): Entwicklung und Erprobung von Instrumenten zur Beurteilung derErgebnisqualität in der stationären Altenhilfe. Bielefeld/Köln, März 2011
- Lee, D./Woo, J./Mackenzie, A.E. (2002): A review of older people's experiences withresidential care placement. Journal of Advanced Nursing 37, Nr. 1, 19-27
- Korte-Pötters, U./Wingenfeld, K./Heitmann, D. (2007): Konzepte zur Sicherstellung derVersorgungsqualität in vollstationären Einrichtungen. In: Ministerium für ArbeitGesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen (MAGS) (Hg.):Referenzmodelle. Band 5: Qualitätsverbesserung in der vollstationären Pflege - Leitfaden zur praktischen Umsetzung des Referenzkonzepts. Düsseldorf: MAGS
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