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Pflege bei Erbrechen

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Ziele

  • Minimierung des Komplikationsrisikos
  • Frühzeitiges Erkennen der zugrundeliegenden Erkrankung
  • Sicherstellung einer individuell ausreichenden Flüssigkeitszufuhr


Definition

Erbrechen ist keine Krankheit, sondern ein Symptom und zählt zu den Hauptbeschwerden bei Magen-Darm-Erkrankungen. Ausgelöst wird der Brechvorgang vom Brechzentrum des Gehirns im verlängerten Rückenmark. Das Erbrechen ist ein Schutzreflex der Magen- und Darminhalt entgegen der normalen Peristaltik entleert. Die Reizung des Brechzentrums zeigt sich zunächst durch Ekel, Übelkeit, Blässe, Schweißausbruch, vermehrter Speichelfluss, Bradykardie. Dann ziehen sich Bauchmuskulatur und Zwerchfell unwillkürlich zusammen. Die oberen Magenanteile und Ösophagussphinkter erschlaffen, sodass der Mageninhalt durch den Mund entleert wird.

Verantwortlich

  • Pflegefachkräfte
  • alle durchführenden Pflegekräfte


Allgemeines

Man unterscheidet in:

  • Zerebrales Erbrechen entsteht durch direkte Reizung des Brechzentrums bei:
    • Erkrankungen des Gehirns, z.B. Hirntumoren, Hirnhautentzündung, Migräne, Gehirnerschütterung
    • Zentral toxisch wirkenden Substanzen, z.B. Arzneimittel, Alkohol
  • Reflektorisches Erbrechen entsteht durch indirekte Reizung des Brechzentrums über das vegetative Nervensystem bei:
    • Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes z.B. Magenschleimhautentzündung, Verengung des Magenausgangs, Gallensteinleiden
    • Überdehnung des Magens durch übermäßiges Essen
    • Reizung der Rachenschleimhaut z.B. bei Einführen einer Sonde, willkürliches Reizen am Zäpfchen im hinteren Rachenraum
    • Drehschwindel oder Reizung des Gleichgewichtsorgans
    • Starken psychischen eindrücken z.B. Ekel, Schreck, Schock, große Angst
  • VORSICHT: anhaltendes Erbrechen führt zu Flüssigkeits- und Elektrolytverlusten, es besteht die Gefahr einer Dehydration und von lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörungen


Durchführung



Pflege bei Erbrechen

  • Pflegekraft trägt Mundschutz und Einmalhandschuhe
  • den Bewohner aufrecht sitzen lassen, um eine Aspiration zu vermeiden, ist dies nicht möglich oder ist der Bewohner bewusstlos, muss er auf die Seite gelagert werden
  • ggf. beengende Kleidungsstücke sowie Zahnprothesen entfernen
  • Nierenschale und Zellstoff reichen, Bett und Kleidung abdecken
  • den Bewohner zum ruhigen Durchatmen anhalten, ggf. Fenster öffnen
  • Kopf des Bewohners halten
  • Erbrochenes nach Möglichkeit in einer Nierenschale auffangen, bei Auffälligkeiten aufheben und dem Arzt zeigen
  • Nach dem Erbrechen Mundpflege oder Zähneputzen anbieten
  • Gesicht kalt abwaschen
  • Beschmutzte Kleidung und Bettwäsche wechseln



Bei Erbrechen erfolgt immer eine sofortige Information des Arztes, ggf. auf ärztliche Anordnung Bewohner nüchtern lassen (Vorsicht: bei Diabetikern besteht Gefahr der Unterzuckerung  BZ-Kontrolle)



Krankenbeobachtung / Dokumentation

  • Zeitpunkt, Häufigkeit und Begleitsymptome müssen erfasst und dokumentiert werden, um die Ursache für das Erbrechen einzugrenzen
  • Die Beobachtung des Erbrochenen hinsichtlich Farbe, Geruch, Menge und evtl. Beimengungen müssen erfasst und dokumentiert werden, um dem Arzt Hinweise auf das zugrundeliegende Krankheitsbild zu liefern
  • Das Befinden des Bewohners nach dem Erbrechen ist nach Abklingen der Symptome mindestens während der nächsten 3 folgenden Schichten (24h) zu dokumentieren
  • Nach jedem Erbrechen muss eine Vitalzeichenkontrolle erfolgen



Unterstützung bei der Ernährung

  • Ausgleich des Verlustes von Flüssigkeit und Salzen (Elektrolyten)
  • ggf. Nahrungskarenz mit anschließendem Kostaufbau nach ärztlicher Anordnung
  • Ernährungs- und Trinkprotokoll führen



Hygienemaßnahmen

  • Einhaltung der Händehygiene
  • Zur Beseitigung von Körperausscheidungen Einmalhandschuhe, Schutzkittel benutzen
  • Bewohner/ Angehörige über die Einhaltung der Hygienemaßnahmen informieren
  • vgl. VA Hygienemaßnahmen bei Noro-Virus


Dokumentation

  • Verlaufsbeobachtungen im Pflegebericht
  • Vitalwerteblatt
  • Durchführungsnachweis Behandlungspflege
  • Ernährungs- und Trinkprotokoll
  • Formular Hinweise und Fragen an den Arzt


Literatur

  • Lektorat Pflege und Menche, N. (Hrsg.) (2014): Pflege Heute. Lehrbuch und Atlas für Pflegeberufe, 6. vollständig überarbeitete Auflage, Urban und Fischer: München, Jena